Weihnachtliche Märchen
Weihnachten ist ein Fest, das viele Menschen rund um die ganze Welt miteinander verbindet. Es wird überall gefeiert, wo es Christen gibt. Oft haben sich aber noch die alten Geschichten und Traditionen erhalten und sind in den verschiedenen Ländern Teil der Weihnachtsbräuche geworden.
Ich finde es sehr spannend und interessant auch diese kennenzulernen. Vieles ist uns sehr vertraut, anders wiederum kommt uns ganz fremd vor. Ganz oft gehören Märchen mit dazu. Zwei weihnachtliche Märchen möchte ich Ihnen heute vorstellen:
Das erste führt uns nach Norwegen, in den kalten, dunklen nordischen Winter mit Gestalten, die unserer Weihnacht ganz fremd sind, Eisbären und Trolle.
Das Kätzchen von Dovre
Es war einmal ein Mann oben in Finnmarken, der hatte einen großen weißen Bären gefangen, den wollte er dem König von Dänemark bringen. Nun traf es sich so, dass er gerade am Weihnachtsabend nach Dovrefjeld kam, und da ging er in ein Haus, wo ein Mann wohnte, der Halvor hieß; den bat er um ein Nachtquartier für sich und seinen Bären.
„Ach, Gott, hilf mir!“, sagte Halvor, „wie sollt‘ ich wohl jemandem Nachtquartier geben können? Jeden Weihnachtsabend kommen hier so viele Trolle, dass ich mit den Meinigen ausziehen muss und selbst nicht einmal ein Dach über dem Kopf habe.“
„O, Ihr könnt mich trotzdem beherbergen“, sagte der Mann, „denn mein Bär kann hier hinter dem Ofen liegen und ich lege mich in den Bettverschlag.“
Halvor hatte nichts dagegen, zog aber selbst mit seiner Familie aus, nachdem er zuvor ordentlich für die Trolle hatte anrichten lassen: Die Tische waren voll mit Reisbrei, Stockfischen, Wurst und was sonst noch zu einem herrlichen Gastmahl gehört.
Bald darauf kamen die Trolle an: einige waren groß, andere klein; einige mit langen Schwänzen, andere ohne Schwanz; einige hatten ungeheuer lange Nasen, aber alle tranken und aßen und waren guter Dinge.
Da erblickte einer von den jungen Trollen den Bären, der hinter dem Ofen lag, steckte ein Stückchen Wurst auf die Gabel und hielt es dem Bären vor die Nase. „Kätzchen, magst du auch Wurst?“
Da fuhr der Bär auf, fing fürchterlich an zu brummen und jagte sie alle, Groß und Klein, aus dem Haus.
Das Jahr darauf war Halvor eines Nachmittags so gegen Weihnachten hin im Wald und haute Holz für den Heiligen Abend; denn er erwartete wieder die Trolle. Da hörte er es plötzlich im Wald rufen: „Halvor! Halvor!“
„Ja“, sagte Halvor.
„Hast du noch die große Katz?“ rief es.
„Ja“, sagte Halvor, „und jetzt hat sie sieben Junge bekommen, die sind noch weit größer und böser als sie!“
„So kommen wir niemals wieder zu dir!“, rief der Troll im Walde.
Und von der Zeit an, haben die Trolle nie wieder den Weihnachtsbrei bei Halvor auf Dovre gegessen.
Das zweite Märchen führt uns nach Süden, in eines unserer liebsten Urlaubsländer, nach Italien. Dort bringt nicht das „Christkind“ die Gaben, sondern La Befana. Sie wird oft als Hexe dargestellt, wird aber eher als gute Fee angesehen.
Die Hexe La Befana
In Italien lebte vor langer, langer Zeit eine alte Frau in einer einsam gelegenen Hütte. Eines Tages, als sie gerade den Besen aus der Ecke der Stube genommen hatte, um den rauen und groben Holzboden zu fegen, klopfte es an die Tür. Da ihr dies nicht recht geheuer war, öffnete sie die Tür nur einen kleinen Spalt, um nachzusehen, wer wohl da sei. Draußen vor der Tür aber standen drei fremdländisch aussehende Männer, die waren in glänzende und prächtige Gewänder gehüllt. Und als die Frau fragte, was sie wollten, gaben sie ihr zur Antwort: „Wir suchen ein neugeborenes Kind, einen großen König, der in Bethlehem geboren ist. Könnt ihr uns den Weg dahin weisen?“
Die alte Frau aber war müde, und da sie ihre Hausarbeit immer noch nicht beendet hatte, schüttelte sie den Kopf, was so viel wie „Nein“ bedeuten sollte, schlug den Männern die Tür vor der Nase zu und machte sich wieder daran, den Fußboden zu fegen. Neugierig schaute sie noch einmal aus dem Fenster und sah, wie die drei Männer über eine Bergkuppe davon gingen. Dann sah sie nichts mehr von ihnen.
Aber es war seltsam. Den ganzen Abend und die ganze Nacht lang gingen die drei der alten Frau nicht aus dem Kopf. Sie musste unentwegt an ihre seltsamen Besucher und an das Kind, das sie aufsuchen wollten, denken. Und je mehr sie nachdachte, umso beschämter war sie darüber, dass sie die drei so unhöflich und hart abgewiesen hatte. Und so beschloss sie, sich schon gleich am nächsten Morgen auf die Suche nach den dreien und nach dem Kind zu machen.
Der Morgen graute kaum, als sie schon auf dem Weg war. Ein roter Schal umhüllte ihr Haupt und ein schwerer Mantel sollte sie vor der Kälte schützen. In der Hand trug sie ihren Besen und mit der anderen führte sie ihren Esel. Auf ihren Schultern trug sie eine Hotte, einen Tragekorb, gefüllt mit lauter Geschenken. Und auch ihr Esel war mit Gaben beladen. So zog sie rastlos weiter. Aber sie konnte suchen, wo und solange sie wollte, im tiefen Schnee des Winters und in der glühenden Sommerhitze, sie fand die drei Männer und das Kind nie.
Noch bis auf den heutigen Tag ist sie unterwegs und geht mühsam Kilometer um Kilometer, aber ihre Suche wird nie ein Ende finden. Am 5. Januar, am Abend vor dem Dreikönigstag, gibt sie den Kindern aus ihrer Hotte Süßigkeiten und andere Geschenke.
Ihr Name La Befana kommt von Epiphanias, demjenigen Fest, an dem die heiligen drei Könige das Kind in Bethlehem gefunden haben und ihm ihre Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe dargeboten haben.
Der heutige Impuls stammt von Ulrike Dötsch.
So geht die Geschichte von Ella der Eselin weiter:
Folgend der Text zum Mit- bzw. Vorlesen:
Elisabeth und Maria erzählen sich, was sie erlebt haben. „Uns hat also derselbe Engel von Gott besucht?“, fragt Maria Elisabeth. „Ja so wird es gewesen sein! Das ist doch wunderbar!“, sagt Elisabeth freudig. Ella schaut abwechselnd zu Maria und zu Elisabeth. „Dieser Engel war also auch bei Elisabeth und hat ihr auch gesagt, dass sie ein Kind erwarten wird.“, denkt sich Ella. Elisabeth und Maria sind so dankbar, dass Gott ihnen den Engel geschickt hat. Aus Dankbarkeit singen die beiden Frauen ein Lied.
Ella hört den beiden Frauen zu. Es ist ein schönes Lied, dass sie für Gott singen. In dem Lied danken sie Gott, dass sie beiden ein Kind erwarten werden. Sie danken Gott für die liebevolle Zuneigung, welche Gott ihnen und den Menschen schenkt. Es ist ein wunderschönes Lied.
Elisabeth und Maria summen noch einige Zeit vor sich hin. Sie sind sehr glücklich. Ella geht durch das Dorf in dem Elisabeth wohnt. Die Luft riecht ganz frisch und auch kühl. In dem Gebirge ist es kühler als im Tal. Ella geht wieder zurück zu dem Haus. Maria steht vor der Tür und geht auf Ella zu. „Na, mein kleiner Esel“, sagt sie und streichelt Ellas Kopf. „Wir werden hier noch einige Zeit bleiben. Ich hoffe dir gefällt es hier im Dorf.“ „Wie lange werden wir wohl bleiben?“, denkt sich Ella. Maria sieht das fragende Gesicht von Ella. „Ach Ella, du fragst dich sicherlich, wie lange wir hier bleiben werden. Wir werden hier so lange bleiben, bis Elisabeth ihr Kind zur Welt gebracht hat.“
So verbringt Ella einige Zeit in dem Dorf. Ihr gefällt es dort. Die Menschen sind freundlich. „Ich vermisse Ben!“, denkt sie sich ab und zu. „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder! Dann kann ich ihm alles erzählen, was ich erlebt habe!“
Und das werden sie. Ella wird Ben bald wiedersehen.