Die Entstehung des Adventskranzes

An jedem Adventssonntag wird es ein neues Krippenbild geben. So können Sie miterleben, wie die Krippe, die in der Kirche steht, Stück für Stück erweitert wird. Vielleicht entdecken Sie ja selber die Unterschiede?
Wir sagen euch an den lieben Advent – Anhören

Unser Online-Adventskalender wird mit dem Lied „Wir sagen euch an den lieben Advent“ eingeläutet. Die Aufnahme stammt vom Posaunenchor aus einem der jährlichen Adventskonzerte. „Sehet die erste Kerze brennt“ heißt es in der ersten Strophe. Jeden Sonntag wird eine weitere Kerze am Adventskranz angezündet. Doch wie ist dieser eigentlich entstanden? Michaela Kargl, unsere Gemeindepraktikantin geht auf die Suche nach der Geschichte der Entstehung des Adventskranzes. Dazu hat sie eine kleine Geschichte geschrieben, die Sie/Ihr im folgenden Lesen könnt.

Wie der Adventskranz entstand

Es ist sehr lange her, dass diese Geschichte passiert ist. Um genau zu sein ist sie vor über 170 Jahren passiert. Hier in Deutschland. Ganz oben im Norden, in Hamburg.

Damals gab es noch keine Autos und die Städte sahen ganz anders aus. Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäuser schmückten die Straßen. Auch die Straßenlaternen wurden zu dieser Zeit mit Gas betrieben. Viele Familien lebten in Armut, sie hatten nicht genug Geld für eine Wohnung, Kleidung und Essen. So gab es auch viele Kinder, die ganz allein zurechtkommen mussten. Diese Kinder lebten auf der Straße.

In Hamburg lebte der Pastor Johann Hinrich Wichern. Ein Pastor ist ein Pfarrer. Im Norden werden sie so genannt. Er sah die Not der Kinder und half ihnen. Er gab ihnen ein Zuhause, das Rauhe Haus in Hamburg. Die Kinder mochten den Pastor sehr, denn er ließ sich immer etwas Neues für sie einfallen. Bei ihm wurde es nie langweilig. So ließ er sich auch an diesem kalten, grauen Tag, dem 30.November, etwas Schönes für die Kinder einfallen.

Wie so häufig stürmen auch an diesem Morgen Kinder in das Arbeitszimmer von Johann Wichern: „Herr Wichern“, ruft Frieda, „uns ist so langweilig!“ „Warum bastelt ihr nicht ein paar schöne Geschenke?“, schlägt der Pastor vor. „Dann bekommt jeder zu Weihnachten ein kleines Päckchen!“

„Oh ja!“, rufen die Kinder und flitzen in die Küche. Dort steht ein großer Tisch, an dem es sich wunderbar basteln lässt. Paul versucht, aus einem Stück Holz einen Kreisel zu schnitzen. Und Frieda bastelt aus Kastanien und Eicheln lauter kleine Pferde. Auf dem Tisch stehen immer mehr kleine Pferdchen, ein Kreisel aus Holz und Kerzen in Walnussschalen. Als alle fertig sind, holt Johann Wichern die Kinder wieder zu sich.

„Ihr wisst doch, warum wir Weihnachten feiern?“, fragt er. „Ja, weil Jesus geboren ist“, antwortet Frieda. „Ganz richtig liebe Frieda!“, meint Herr Wichern. „Und weil wir uns schon sehr darauf freuen, wollen wir ab morgen jeden Tag Lieder singen und Geschichten hören. So machen wir uns bis zum Heiligabend eine schöne Zeit!“

Die Kinder freuen sich riesig. Jeden Tag zusammen singen und eine schöne Geschichte hören? Das ist toll! Nur Paul ist nicht ganz zufrieden mit diesem Vorschlag.  „Ich weiß überhaupt nicht, wie lange es noch dauert, bis endlich Weihnachten ist!“, nörgelt Paul. „Morgen ist der 1. Dezember und am 24. Dezember ist Weihnachten“, erklärt Johann Wichern. Gerade, als Paul noch einmal nachfragen will, wird Herr Wichern nach draußen gerufen.

Ein Bauer hat frische Milch gebracht, wie jede Woche. „Auf Wiedersehen Herr Wichern!“, ruft der Bauer von seinem Kutschbock herunter. Johann Wichern bedankt sich bei dem Bauern. „Gern geschehen“, antwortet der Bauer, und schon setzen sich die Räder der Kutsche wieder in Bewegung. Als Johann Wichern die Räder sah hatte er eine geniale Idee.
Schnell läuft er in die Scheune. Er muss einen Moment suchen in der staubigen Scheune, bis er das Gesuchte gefunden hat. Da hinten ist es! Ein altes Wagenrad. Danach sucht er jede Menge Kerzen zusammen. Vier große weiße und zwanzig kleine rote Kerzen braucht er. Alle vierundzwanzig Kerzen steckt Herr Wichern auf das Rad. So können die Kinder genau sehen, wie viele Tage es noch bis Weihnachten sind – er freut sich.

Als die Kinder am nächsten Morgen aufstehen, konnte sie nicht fassen was Herr Wichern gebastelt hat. „Da hängt ein Rad an der Decke mit lauter Kerzen darauf!“, ruft Frieda erstaunt. „Ja“, sagt Johann Wichern, „das ist unser Adventskranz. An ihm zünden wir ab heute jeden Tag eine Kerze an. So wird die dunkle Zeit bis Weihnachten jeden Tag etwas heller.“

Johann Wichern erklärt den Kindern, dass die dicken weißen Kerzen für die vier Adventssonntage stehen und die kleinen roten für die Wochentage. „Frieda du darfst die erste Kerze anzünden“, sagt er. „Und dazu singen wir unser Adventslied.“ Die Kinder singen aus voller Kehle. Die Freude ist zu spüren. Ihre Augen leuchten vor Glück. Und als das Lied zu Ende ist, verkündigt der kleine Paul voller Freude: „Jetzt weiß ich´s! Wenn alle Kerzen brennen, dann ist Weihnachten!“

Und so hat Johann Hinrich Wichern den Adventskranz erfunden. Die Idee fanden auch die anderen Menschen schön. So leuchteten bald viel mehr Adventskränze in den Häusern. Heute sehen sie allerdings ein bisschen anders aus als der erste Adventskranz im Haus Rauhen in Hamburg. Doch die Botschaft, den Heiligenabend entgegen zu leuchten ist gleichgeblieben.

Hier gibt es die Geschichte auch zum Herunterladen und ausdrucken:

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